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Der Familienname Schowinger

Bedeutung des Namens

Der Name Schowinger gehört zu den Namen, die den Wohn- oder Herkunftsort der Träger bezeichnen. Schowinger stammen also von einem Hof oder Weiler Schowingen. Ob ein solcher Namensträger als «Schowinger» bezeichnet wird oder als «von Schowingen», kommt bedeutungsmäßig auf dasselbe hinaus und heißt nur, daß der erste Träger des Namens nach diesem Wohn- oder Herkunftsort genannt wurde. Irgendein Nebensinn oder ein Hinweis auf den Stand ist daraus nicht zu entnehmen. 

Der Ortsname Schowingen seinerseits ist zurückzuführen auf ein althochdeutsches *Scouwungun, was «bei den (Leuten) des Scouwo» bedeutet. *Scouwo wiederum ist abzuleiten von scouwôn «schauen», würde also etwa «der Schauer, der Schauende» heißen. Ortsnamen dieser Bildungsweise wurden bei der Einwanderung der Alemannen in die Schweiz geschaffen, also um 600. Ob alle Ortsnamen Schowingen tatsächlich so alt sind, ist unsicher; die Bildung kommt auch sechshundert Jahre später noch vor.

Der Ortsname kann auch gedeutet werden als *scouwunga, ebenfalls abgeleitet von scouwôn «schauen». Die Bedeutung wäre dann «Schauung», vielleicht also «schöne Aussicht», wie schweizerdeutsch «Luegete» zu luege «schauen».
Die meisten Ortsnamen sind jedoch von Personennamen abgeleitet; die erste Deutung scheint darum zutreffender.

Quer durch das süddeutsche Sprachgebiet sind gut zwei Dutzend Ortsnamen Schowingen oder ähnlich auszumachen, der westlichste (1) bei Basel, der östlichste (26) in Westungarn (siehe die Karte auf Seite Schowinger-Stämme). Selbstverständlich kann von jedem dieser Schowingen ein Geschlecht Schowinger herstammen – oder auch mehrere: es kann sich um den Hofbesitzer handeln genauso gut wie um seinen Knecht, um einen freien Mann wie um einen Leibeigenen.

Wandlungen des Namens

Die ältesten Belege führen vom noch durchsichtigen Herkunfts- oder Wohnortsnamen «von Schowingen» zum Familiennamen «Schowinger». 
Im Laufe der Jahrhunderte ändert sich die Aussprache des Namens nach denselben Gesetzen wie bei andern Wörtern auch. 

Das -o- der ersten Silbe des Namen neigt zur Diphthongierung in -ou-, im sanktgallischen Rheintal zur hellen Aussprache als -a-. Das -w- «verdickt» sich bei den meisten Stämmen zu -b-. So kommen denn auf Grund der Aussprache um 1600 bei den verschiedenen Stämmen die Schreibweisen Schowinger, Schoubinger, Schaubinger, Schabinger, Schobinger vor. Manchmal fällt das -n- aus: Schaubiger, Schabiger, Schobiger. Das -w- hat sich bei den lothringischen Schowing im französischen Departement Moselle bis heute erhalten, bei den Wiler Schowingern bis ins 18. Jahrhundert.

Im sanktgallischen Rheintal ergibt die helle Aussprache des o die Orthographie Schabinger. Analog wurde der dortige Familienname Moser zeitweise auch Maser geschrieben. Die Nachkommen des von Altstätten ausgehenden Geschlechts in der Kurpfalz heißen bis heute Schabinger. 

Das auch im Bairischen hell ausgesprochene -a- ergibt in Bayern die Schreibweise Schäbinger. Die von St. Gallen nach München gezogenen Schobinger nehmen Aussprache und Orthographie mit. Doch wird der Name später nach der Verleihung des Adels der bairischen Usanz der Ortsnamen angepaßt und um das -er gekürzt: einer letzten dieser Schobinger heißt 1783 «v. Schobing von Hirschberg und Rettenbach». 

Die Weinfelder Schowinger erscheinen manchmal als Schobinger, in Luzern am Anfang als Schobi(n)ger und Schaubi(n)ger, bis sich Anfang des 17. Jahrhunderts Schobinger durchsetzt. Ähnlich heißen die Hallauer Schoubinger erst ab etwa 1590 Schobinger.

In Säckingen setzt sich die Form Schaubinger schon vor 1600 gegen Schoubinger (1561) durch, wohl unter dem Einfluß der sich allmählich durchsetzenden allgemein-deutschen Rechtschreibung.

Ein Sonderfall sind die Schabringer in Lauingen an der Donau. Sie kommen offensichtlich vom Dorf Schabringen (östlich von Lauingen), dessen Name nicht gedeutet ist. Vermutlich hat Mundfaulheit zum Ausfall des -r- geführt und zur Form Schabinger. Mit andern Schabingern sind die Schab(r)inger nicht verwandt.

Auch die elsäßischen Schobinger sind ein Sonderfall. Der von Job (= Hiob) abgeleitete französische Familienname Jobin wandelt sich in deutscher Aussprache zu Schobin und Schobing, und wird dann an die unzähligen Namen auf -er angeglichen: Schobinger.    

Aussprache des Namens 

In den meisten schweizerdeutschen Dialekten lautet die Aussprache des Familiennamens Schobinger, mit kurzem o. Nach den Regeln der deutschen Sprache werden Vokale in betonten, offenen Silben gelängt: man spricht also râ-ten im Gegensatz zu Rat-te. Analog wird im schweizerischen Hochdeutsch Zürich mit kurzem ü ausgesprochen, in Deutschland dagegen mit langem ü. Entsprechend spricht man uns in Deutschland als Schôbinger an, mit langem o.

Als der aus Hallau stammende Jakob Schobinger 1740 im kraichgauischen Staffort heiratete, trug ihn der Pfarrer nach dem Gehör als Schoppinger ins Ehebuch ein, und so heißen seine Nachkommen bis heute. Ausgesprochen wird der Name nach örtlicher Usanz als Schobinger mit kurzem o und schwachem b. Denn b wird im Kraichgau als w ausgesprochen.

Die Schabinger in Altstätten im sanktgallischen Rheintal stehen im 17. Jahrhundert als Schaubinger oder Schobinger in den Kirchenbüchern, das o offensichtlich sehr hell ausgesprochen. Um 1650 wandert Jacob Schabinger aus Altstätten in’s kraichgauische Sprantal aus. Als Schabinger stehen er und seine Nachkommen in den Kirchenbüchern. Im Kraichgau wird der Name nicht Schâbinger ausgesprochen sondern Schâwinger, also mit langem a und w. Denn b wird im Kraichgau als w ausgesprochen. Diese Aussprache haben die Schabinger in die Vereinigten Staaten mitgenommen, worauf mich Adeline Jensen Schobinger aufmerksam gemacht hat.

Nach Auskunft von Adeline Jensen Schobinger und Richard L. Schobinger sprechen sie ihren Familiennamen genau gleich aus wie in der deutschen Schweiz, nämlich mit kurzem o wie in obey, und nicht diphthongiert wie in note. Nach den englischen Ausspracheregeln würde man ja eher Schoubinger erwarten.

Im französischen Sprachgebiet variiert die Aussprache, auch bei den Schobingern selber. Die einen sagen [cho-bin-jé], andere [cho-bine-guèr], noch andere [cho-bine-guer]. 

Im sprachüberschreitenden Verkehr haben Namen manchmal ihre Tücken. Im Französischen erscheint sch in der Schrift regelmäßig als ch. Als mein Vetter Peter in Paris arbeitete, fehlte einmal sein Name auf der Lohnliste. Er fand ihn unter C, unter Chobinger, nach allen Regeln der Kunst verschriftlicht.